Vor knapp 40 Jahren wollte ich mit meinem ersten eigenen Fahrrad, das ich von meiner großen Schwester übernommen hatte und über dessen rosa Neuanstrich ich mich sehr gefreut hatte, über den Amselweg und die Dorfstraße eine Runde durch Kröppelshagen fahren. Plötzlich schoss der riesige Hund von Harry und Marlies vom Grundstück runter und jagte bellend hinter mir her! Auf Höhe des Hofs verlor ich vor Panik die Kontrolle über das Rad und rauschte in den gegenüberliegenden Graben voller hochgewachsener dunkelgrüner Brennnesseln. Schwupp - bevor ich überhaupt vor Schreck zu weinen anfangen konnte, zog mich jemand mit festem Handgriff samt Fahrrad wieder aus dem Graben heraus und half mir mit einem freundlichen Lächeln flugs wieder auf den Sattel. Es war Wanda, mir in erster Linie bekannt als die große Schwester von Isi, der besten Freundin meiner großen Schwester. Dass diese große, schlanke junge Frau mir so nett und unaufgeregt ganz selbstverständlich geholfen hatte - obwohl die Brennnesseln einen doch widerlich piksten, auf der Haut brannten und juckten und dieser Hund doch ganz bedrohlich erschien! - machte sie für mich zur Heldin, zu einer Superhelden-Schwester, die aus dem Nichts auftaucht, das Böse unerschrocken vertreibt und einem rasch aus der Patsche hilft. Diese Szene war seitdem immer wieder als Erinnerung präsent für mich, wenn der Name Wanda fiel. Das wird auch weiterhin so bleiben.
